Home / Allgemein / Wie rette ich mein Archiv?

Wie rette ich mein Archiv?

Es war einst viel Arbeit, unsere Filme zu schneiden. Richtig? Und nun soll das alles kaputt gehen? Vielleicht sind sogar mühsam und teuer digitalisierte Super 8 Filme dabei.
Das vermutlich säuberlich aufgebaute Archiv besteht aus Bändern der Typen VHS bzw. S-VHS-, aus Video8 und SD (Mini-DV) oder D8 und schließlich Scheiben wie CD, DVD / BluRay. Ob sauber geordnet oder im Karton, es braucht Platz.

Wo stehen wir?
 Alarm! Die Recorder und Player mechanischer Bauart gehen der Tonne entgegen. Ja, sogar optische Laufwerke (DVD, BluRay) werden sterben.

Sorge Nr. 1 ist es, laufen die Geräte noch !?
Beispielsweise spielt die Mechanik nicht mehr mit. Das Band einziehen und sauber wieder loslassen ist mit „Daumen halten“ verbunden.

Dann die Kopftrommel. Viele Streifen, Schneegries, Aussetzer und andere Störungen wie Jaulen dämpfen die Freude.
WICHTIG: Ein Reinigungsband zur Hand zu haben ist obligatorisch.

Auch die Elektronik ist nicht mehr zuverlässig gut. Beispiel, die Fire-Wire Schnittstelle streikt.

Sie sagen „kein Problem, habe alles auf DVD oder sogar auf BluRay!
Nun, selbst DVD-Player streiken bereits und werden in der Herstellung immer weniger.

Fazit: 4k und höher sind da! Analog ist sowieso tot.

Was ist morgen?
Keine Ahnung. Man kann nur beobachten, dass derzeit gerne USB-Sticks und Speicherkarten verwendet werden.

Klare Ansage: digital wird es wohl in jedem Fall sein.
Aber in welcher Form, sprich welches Dateiformat? Mp4 ist derzeit beliebt. M2ts oder MXF oder, oder…
Analog war, DV war, HD und 4k ist, auch 8k kommt !?

Was bei uns im Filmclub alles diskutiert wird, fängt sogar beim Super 8 Film an. Aber da müssen wir passen und überlassen diese Konvertierung den speziellen Firmen. Oder man findet ein Gerät im Handel, auch im Internet, und lebt sein Hobby. Die Qualität bleibt offen.

Was wir im Filmclub aber nun fast schon täglich tun, ist die Digitalisierung der Analogbänder. Es wird auch Zeit, denn unser erster Recorder versagte bereits seinen Dienst. Bei den „Exoten“ wie Video8 und Digital8 (Sony-Bänder) wird es noch enger.

Der erste Schritt:
Wo will ich hin? Einfache Antwort: alles umkopieren.

Gegenfrage: ist das überhaupt sinnvoll?

Bei der Betrachtung von nur wenigen guten, alten Stücken kann es langweilig werden. Wieso? Weil wir damals ganz andere Sehgewohnheiten hatten.

Und noch eine „gute Frage“: warum und für wen??? Für die Kinder natürlich. – Bloß, werden die den alten Kram vom Vater oder Opa mit seiner Reise in’s Allgäu je anschauen? Meine Erfahrung ist nie! Es ist Wunschdenken. Auch die DIAs meiner Eltern waren deren Hobby und sind für mich uninteressant. Tut mir Leid.
Ausnahme Familie! Da sieht es ggf. besser aus. Aber es muss dennoch halbwegs gut gemacht sein.
Wir hatten ein gelebtes Hobby und alles hat seine Zeit, die so langsam vorüber ist. Der Rollator naht.

Was also tun?
Vorschlag: Leben wir unser schönes Hobby gerne weiter und archivieren das Material nach heutiger Methode. Für uns.

Aber nicht eins zu eins. Gehen wir ruhig ans nochmalige grobe Schneiden und dann an’s archivieren. Dabei sehen wir sogar unsere eigenen Filme nochmals durch.
Also alle Bänder in einen noch laufende Recorder oder die Kamera schieben und ggf. einen Converter anschließen. Der digitalisiert die Videos per FireWire in den Computer.

Kann das mein Computer?
Nicht von Haus aus. Er braucht eine Schnittstelle, d.h. eine Ansteckmöglichkeit. Früher waren da sog. „Videokarten“ für Analogbetrieb der Renner und Fluch zugleich. Diese Teile liefen damals nur manchmal richtig gut und würden heute gar nicht gehen, da es keine Treiber (Software) mehr für die jetzigen Betriebssysteme gibt.

Also? Eine einfache Zusatzkarte (IEE 1394 Controller) in den PC. Wer sich auskennt, hat sie schon, wer nicht: zum Fachhändler gehen. Karte kostet um die € 30,- oder bis höchstens € 60,-
Achtung, ältere oder billige Karten arbeiten nicht mit Windows 10! Es gibt keine Treiber (Software) dazu.

 

Der nächste Schritt:
Vom Videorecorder/Player direkt zur genannten Karte geht nur, wenn der Recorder / Kamera einen FireWire-Ausgang hat. Bei Mini-DV ist das eigentlich normal.
Beim (S-) VHS-Recorder gibt es FireWire-Out nur sehr selten.

Die genannte Karte selbst kann nicht digitalisieren. Das macht ein zwischengeschalteter externer Controller, auch Analog/Digital-Wandler (A/D) genannt.

Denn aus dem Videorecorder kommt das Video-Signal (Composite) über den gelben Stecker, ein Chinch.
Und auch der Ton kommt über rot und weiß per Cinch.

Hier fallen weitere Fachbegriffe wie ‚Grapper‘ oder ‚Videokonverter‘. Heraus kommt dann das FireWire-Signal.

Schlechte Erfahrungen haben Kollegen mit einfachen USB-Grappern gemacht. Das Ergebnis ist scheußlich. Wenn es denn überhaupt funktioniert.

Der Weg von den 3 Cinch Anschlüssen zu HDMI zu wandeln ist auch möglich. Dann braucht man eine Karte für diesen Eingang. Was wir im Club nicht versucht haben und mir auch keine Erfolgsaussage bekannt ist.

Noch ein Vorschlag:
Manche DV-Kamera gerät zum A/D-Wandler (analog-Video auf FireWire) wenn man die Cinch-Stecker (gelb, weiß, rot) anschließt, dann auf Rec. (Aufnahme) geht. Am FireWire-Ausgang steht das Signal an, was die FireWire Karte im PC braucht. Ein entsprechendes Kabel vorausgesetzt. Und die Kamera sollte das können oder wie früher, freigeschaltet sein.

Leider: es ist nicht einfach, heutzutage noch solch A/D-Wandler (Converter) zu bekommen. Denn diese Zeiten sind im Grunde schon vorbei.

Einlesen in den PC
Gehen wir davon aus, dass die FireWire-Karte erkannt wird. Der zugespielte Film läuft im Aufnahmemodus des Schnittprogramms mit Bild und Ton.

Dann entsteht in der Regel eine avi-Datei (capturing). Sie mit geeignetem Namen im Datei-Explorer (PC) zu speichern, ist das erste Ziel.
Um sie abzuspielen, nimmt man einen der vielen Media- oder Videoplayer. Achtung: der Windows Mediaplayer ist kein Allround-Talent! Es gibt bessere Abspieler.
Man kann die avi-Datei auch auf einen USB-Stick kopieren und am Fernseher einstecken. Aber! Avi ist nicht gleich avi. Eher selten kann solch ‚avi‘ überall abgespielt werden. Ausprobieren.
Wenn nicht, zu mp4 wandeln. Wie? Im Internet sind Converter herunterzuladen (auch kostenlose Software). Man beachte aber, dass die Umwandlerei sehr bald mit Verlusten gesegnet ist.

Besserer Vorschlag
Nachbearbeitung und Neuausgabe im derzeit aktuellen Dateiformat.

Die gewonnene ‚avi‘ aus dem Capture-Schnittprogramm zieht man auf die Timeline zwecks Nachbearbeitung. Den sog. Qualitätsverlust nehmen wir hin, denn der ist weniger problematisch als die Bandwiedergabe selbst.

Und dabei ergeben sich mehrere Chancen:
+ Neuer Schnitt, d.h. viele „Längen“ können entfernt werden.
+ Bildanpassungen wie Helligkeit (Gamma) und Kontrast, Farbe, Sogar Wackler verbessern (je nach Schnittprogramm).
+ Ton ergänzen, falls noch kein Kommentar vorhanden. Leider hat man früher die gesamte Filmlänge mit Musik gefüllt. Heute ist das oft total nervig. Vorschlag: runterdrehen vom O-Ton und den neuen Kommentar dominieren lassen.

Hinweis: kein Film sollte länger als 15 Minuten sein. Ideal ist unter 10 Minuten! Das mag weh tun, ist aber in unseren Zeiten notwendig.
Die vielen Landschaftsaufnahmen sind allenfalls für Naturforscher und -Historiker von Bedeutung. Eine Erinnerungseinstellung hier und da genügt und mischt den Film etwas auf. Besonders, wenn alte Autos zu sehen sind. Es soll ja gerne etwas lustig sein.

Zusammenfassung zum Schluss:
Das Schnittprogramm und die Dateien daraus werden schneller veralten als unsere schönen Aufnahmen darin. Es kommt im Grunde auf das Ausgabeformat an. Und da sind wir wieder am Anfang „was wird morgen sein?“

  • Eine unkomprimierte Datei, die jedoch extrem groß wird? Keine gute Idee. Wäre aber professionell.
  • Auf DVD oder BluRay zu speichern ist nur ein halber Schritt. Mehr nicht, denn in wenigen Jahren (vielleicht 2-3) ist das Ende dieser Ära erreicht. Dazu kommt, dass heutige semiprofessionelle Schnittprogramme die direkte Erstellung gar nicht mehr vorsehen.
  • Die aktuelle Dateiform ist mp4, die überall abspielbar ist. Welcher Speicherort?
    Die Appel-Welt verwendet mov-Dateien. Das Abspielen auf dem Tablet sollte man prüfen.

Es bleibt die genannte offene Frage ohne konkrete Antwort, solange die Technik fortschreitet. Und sie schreitet fort, schneller und schneller. Also muss man Schritt halten, wie die Profis auch. Denn:

Eine Schellackplatte wurde digitalisiert und wird bei Notwendigkeit erneut umkopiert.
Eine Vinylplatte ebenso. Dann kam die CD und hielt sich lange Zeit. Auch die ist vorüber, seit alles auf mp3 und im Internet läuft. Zwar nicht auf dem Hosentaschen-Player, den es noch vereinzelt gibt, sondern auf dem Smartphone.

Und so muss es das Bildmaterial auch erfahren. Digitalisieren und bei Notwendigkeit erneut umkopieren. Verluste hin oder her.

Volker Drittel

Top