Das Stativ

Das Stativ, genannt „Tripot“

So manches wird    „Stativ“ genannt – ein Jammer! Einfach unglaublich – was der Markt so alles an sogenannten „Profi–Stativen“ anbietet! Was ist wichtig und was ist zu beachten? Meinungen vom Autor.

Wir alle kennen die Situation: Ein Film läuft in Großprojekti­on, jeder Wackler und ruckelnder Schwenk wird unbarmher­zig vergrößert. Frage: Warum hat der Autor kein Stativ ver­wendet? Doch hat er! Aber was war das für ein Teil?

Und hier beginnen die Unterschiede, die ich Ihnen näherbringen möchte. Eine Aufnahmeeinheit muss harmonieren – vom Dreibein unten bis zum Camcorder oben. Und dazwi­schen für den ruckelfreien Schwenk der entsprechende Vi­deoschwenkkopf, gedämpft und sehr gerne mit Ge­wichtsausgleich. Letzterer ist selten zu finden und wenn, nie billig.

Die Philosophie vieler Filmemacher: der teure Camcorder mit Steady Shot = Bildstabilisator wird’s schon richten. Oder, ich lasse alles Verwackelte später beim Schnitt ausgleichen. Da kann ich getrost mein altes, so bewährtes Stativ weiterver­wenden! Wirklich?

Zugegeben, auf Reisen geht ein schweres Dreibein kaum bis eher nicht. Und gar nicht, wenn man z.B. eine Pauschalreise per Bus unternimmt. Das gibt mehr Ärger als es das wert ist. Und zu beachten: in keinem Museum dieser Welt ist ein Sta­tiv erlaubt!

Meine Lösungen dabei waren in letzterer Zeit, nimm allein ein leichtes Einbeinstativ oder ganz modern: ein Gimbal. Aber dazu später mehr.

Lassen Sie es mich unmissverständlich formulieren: professionelle Stative mit fluidgedämpften, mehrgängigen Schwenkköpfen, ent­sprechen den Parametern mit Anforderungen der Berufsfilmer, sind richtig schön teuer.

Meine Ansprüche an ein im Hobbybereich einsetzbares Dreibein sind dennoch:

  • Fluidgedämpfter Schwenkkopf aus Metall (kein Kunststoff) für ruckelfreie vertikale und horizontale Bewe­gung, getrennt arretierbar.
  • Schnellspannplatte mit sicherer Arretierung. Wobei ich an allen meinen Kameras und Stativen die überall gleiche Verbindung von Cull­mann verwende.
  • Schwenkkopf auf Kugelpfanne (70 mm) mit Ausrichtkontrolle (Li­belle), schnell einstellbar mittels zentraler Klemmschraube.
  • Langer, verstellbarer und auswechselbarer Schwenkarm (mind. 30 cm). Wenn der noch mit einer Fernbedienung verbunden und sogar. integriert ist, umso besser; ein Remote-Griff (fernbedienbar) ist des­halb Top! Bereits die Funktionen Start/Stopp und Zoom reichen aus.
  • Alu / Carbon – Dreibein, dreifach auf 160 cm ausziehbar aus steifem Profil. Aber bitte nicht mit verstellbarer Mittelsäule per Kurbel, das wackelt bloß und das AUF / AB ist für Aufnahmen völlig unge­eignet.
  • Eine Spinne in halber Höhe reicht, noch besser freilich: eine Bodenspinne. Allerdings, die passt sicher nicht mehr in den Koffer.
  • Und natürlich ‚tragbar‘, im Gewicht wie im Preis!

Das sind ja eher tatsächlich professionelle Ansprüche! Gibt es solch ein bezahlbares Teil überhaupt?
Hier bietet u.a. die Firma MANFROTTO empfehlenswerte, interessante Modelle, die sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit erfreuen. Deren Pro­dukte decken zumindest die Lücke zum Profi – Bereich.

Die Firma SACHTLER bietet mit der ‚ace-Serie‘ auch dem „Edel – Amateur“    Stativ-Sets mit variablen Einstellungen der Fluidbremswirkung im vertikalen und horizontalen Schwenkbereich. Und praxisnah ist der Gewichts-Vertikalaus­gleich der Kamera! Nie wieder ein Absturz nach vorne oder hinten!

Eine Empfehlung meinerseits: Recherche im Internet!

Ein gutes Stativ sollte im Rahmen bis € 700.- liegen, so denke ich. Für ca. € 200,- ist kein vernünftiger Schwenkkopf dabei. Wer allem Profi-Anspruch genügen möchte, legt für eine entsprechende Ausrüstung durchaus mal schnell € 3.000 bis € 4.000.- auf den Tisch des Hauses! Was ich für uns Amateure gar nicht empfehle. Aber – man tätigt eine „ Anschaffung fürs Leben“, wie man so schön sagt. Danach braucht man eigentlich nie mehr etwas dergleichen – so die eige­ne Erfahrung!

Das Einbein

Immer gerne in der Diskussion und als guter Kompromiss: das Einbein­stativ. Freilich leichter, kleiner, gut zusammenschiebbar – und es passt in den Rucksack. Und wenn der Fuß mit ausklappbarer Stabilisierung ausgeführt ist, wird es interessant. Dieser Fuß vermeidet unbeabsichtigtes Verdrehen beim Schwenk. Dass ein Video-Kopf gebraucht wird, soll­te jedem klar sein. Der darf bitte gerne auch eine gute Dämpfung aufweisen. Al­lerdings wird man zum Einbein keinen preisgünstigen Gewichtsausgleich finden. Das ist andererseits nicht tragisch, denn man lässt seine Einbein-Kamera ja nicht eben los und läuft davon. Auch wenn der ausgeklappte Fuß das machbar erscheinen lässt.
Hier verwende ich wieder dieselbe Schnellwechsel-Vorrichtung von Cullmann. Andere Kupplungen sind natürlich denkbar.
Solch eine Einbein-Säule ist auch gut für Überkopf-Aufnahmen, wenn man sie hochhebt und ähnlich wie ein Kran benutzt. Den Bildausschnitt zu beobachten bleibt dabei eine kleine Heraus­forderung, was in der Regel bei ausgeklapptem Display nach unten dennoch brauchbar funktioniert. Damit umherlaufen sollte man aber besser nicht.

Ein Kissen für die Kamera

Wenn es um bodennahe Aufnahmen geht, kann ein sog.
Bohnenkissen helfen. Da ist nichts, was tiefer liegend
wäre. Solch Kissen hat keines Falls Gänsefedern als
Innenleben, sondern ist mit z.B. Kirschkernen gefüllt. Ich
habe mir eines selbst gemacht und Pflanzengranulat
(Seramis) verwendet. Wichtig erschien mir, dass sich die
Körner gegenseitig verhaken und nicht leicht verrutschen,
was Erbsen machen würden. Die Größe ist mit 20 bis 30
cm Kantenlänge gerade richtig. Man legt die Kamera
einfach auf, kippt und schwenkt sie in die passende Position und „Kamera ab“.

Das Kleinstativ

Solch Ministativ ist und bleibt eine Notlösung. Aber sie kann dennoch gut helfen, wenn man allein ist und eine Eigenaufnahme vorhat. Oder vom Nebentisch aus uns alle aufnehmen will. Vorteil: passt in den Rucksack und als Micro-Ausführung sogar in die Jackentasche. Also, ein nettes Zubehör, ab € 20,- bis € 50,-bloß für einen „Henkelmann“ oder größer ist zu bemerken, das geht kaum bis gar nicht!

Eins noch: der nächste Schritt zum Gimbal ist klein, sieht man ‘mal vom Preis ab!

Der Gimbal

Vermutlich haben Sie dieses Wort bereits schon gehört? Was ist ein GIMBAL?

Ein Gimbal ist eine motorisierte kardanische Aufhängung, welche die Bewegungen von Kameras flüssiger und stabiler machen soll“.

Und das funktioniert! Die eigene Erfahrung sagt sogar, es ist die Lösung schlechthin! Bloß, wenn man seinen mittelgroßen „Henkelmann“ da aufsetzen will, muss man zuvor das Gewicht beachten. Je schwerer die Kamera, umso teurer und größer der Gimbal. Mein mittelprächtiges Budget verfiel auf diese Lösung: nimm die Kompaktkamera (RX100, eigentlich ein Foto) und das kleinste Gimbal. Auf der Reise ideal für mich.

In der Praxis hat man zumindest schnell die Kalibrierung, sprich die Balance-Einstellung im Griff. Denn je besser das Kameragewicht ausbalanciert    ist, umso weniger müssen die Stellmotoren arbeiten und sie sparen damit Strom. Schließlich sind drei Regelkreise aktiv.

Der üblicherweise eingebaute Akku hält dennoch einen Drehtag aus. Ausgenommen man läuft mit mehr als 4 Stunden ununterbrochene Aufnahmezeit umher. Ersatzakkus sind wie auch Verlängerungen als Zubehör erhältlich.
Ein wichtiger Trick beim Laufen!
Die Regelkreise der drei Achsen gleichen ganz viele Bewegungen aus. Ganz stur behalten Sie Richtung und Lage, machen dennoch langsame Schwenks mit. Nur das Auf- und Ab beim Gehen oder schnell laufen gerät zum Wippen. Das sieht man nachher und ist ungut. Die Abhilfe beim Dreh ist zwar ulkig anzuschauen, aber uns „Profis“ egal! Man geht in die Knie, läuft wie „Schmittchen Schleicher“!

Nichts für ungut, aber Filmen soll ja Spaß machen. Und das tut es jedenfalls mir, dem Hobby-Filmer samt Gimbal. Info: Immer sind diese Gimbals mit dem Handy oder Tablet per WLAN zu verbinden möglich. Ungeahnte Möglichkeiten tun sich je nach Kamera auf. Mit Verlängerung über Kopf oder wie in Dackelhöhe.
Sogar eine Objektverfolgung wird ggf. möglich, so als „follow me“.

Volker Drittel, Nov. 2020

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