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Autorenabend Horst Geyer – Rückblick

Der Abend gehörte Horst. In seinem Einladungstext erläutert er sinngemäß: „Manche Filme werden vom Publikum zunächst kritisch betrachtet, verlieren dadurch an Wertschätzung und geraten dann in Vergessenheit. Doch gerade ältere, sehr persönliche Filme zeigen, wie wichtig es ist, Erinnerungen festzuhalten – besonders dann, wenn diese in der Zukunft nicht mehr zugänglich sein werden. Solche Werke offenbaren auch überraschende Perspektiven und den Mut, neue Sichtweisen zuzulassen.“

„Der See ruft

In diesem Film beobachtet Horst seine Frau, wie sie einen Berg hinaufsteigt, der sich als anspruchsvoller und steiler erweist als sie es sich vorgestellt hatte. Sie müht sich ab, hadert mit sich selbst, weil sie das Unterfangen begonnen hat, schimpft  mit sich, will aufgeben und weiß, dass das nicht mehr geht. Die Muskeln schwächeln, das Herz rast, erst zwei km geschafft und zehn km stehen noch bevor. Sie hat keinen Blick mehr für die grandiose Landschaft ringsum, der Gang wird immer unsicherer, sie stolpert nur noch vorwärts, wütend auf sich selbst.

Sie erreicht schließlich das Ziel – den See auf einer Hochebene, ist aber immer noch gefangen von ihrer Erschöpfung und der gefühlten physischen Überforderung, immer noch blind gegenüber der Bergwelt. Die großen Gefühle bleiben aus, sie muss erst wieder zu Atem kommen und vor allem – sie muss den Berg wieder hinunter kommen, ein steiler Weg, den sie teilweise nur auf dem Hosenboden schafft. Die Glückgefühle stellen sich erst unten allmählich ein, als die Anstrengung nachlässt und der Berg hinter ihr liegt. Ein authentischer, sehr persönlicher, emotionaler Film. Jeder, der bei einer Wanderung an das Ende seiner Kräfte kommt, kann es nachvollziehen.

Waltraut Kruse

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