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55 Jahre LUDWIGSBURGER FILMCLUB e.V.

Liebe Filmemacherfreunde des Ludwigsburger Filmclubs,

Was haben wir für ein Glück!
Wir sitzen hier friedlich zusammen und feiern 55 Jahre, die uns miteinander verbinden. Die wenigsten von uns waren am Anfang dabei 1967.
Aber wir waren alle schon auf der Welt.

Damals, 25 Jahre nach Kriegsende und wachsendem Wohlstand in Deutschland war die Welt auch in Aufruhr, vielleicht weniger als heute. Vietnamkrieg, Kulturrevolution in China, 7 Tage- Krieg in Israel uvm. Aber das war alles weiter Ferne

Die einen haben damals vielleicht gerade eine Ausbildung beendet, andere angefangen zu arbeiten, und manche vielleicht sogar schon eine Familie gegründet. Dann war auch Zeit für Hobbys, als es wieder zeitliche Freiräume gab. Ursprünglich war eine solche Beschäftigung nur solchen Menschen zu raten, die es sich leisten konnten. Wir hatten wahrscheinlich alle schon lange Fernseher und sind oft und gerne ins Kino gegangen. Und da war wohl bei den meisten von uns eine Begeisterung für die Filmerei und für alles, was dazu gehört: Technik, Themen, Darstellung. Aber damals war dieses Hobby sehr teuer, man musste es sich auch leisten können. Und eine Begründung für diese Beschäftigung war auch schnell zur Hand: Wir schenken unseren Lieben Unvergessliches. Das war die Zeit für Familienfilme, für erste Reisefilme.

Ein Studium kam für keinen von uns in Frage. Wir hatten unsere Berufe, wollten und mussten Geld verdienen. Aber als Amateure, Laien hatten wir ein wunderbar zeitaufwendiges Hobby gefunden, die Filmerei.

Und schnell fanden sich Gleichgesinnte zum Austausch zusammen, ja, ein Verein entstand. So auch hier in Ludwigsburg und in vielen anderen Städten des Landes. Ich weiß nicht, wodurch die Mitgliederentwicklung in den anderen Clubs sich entwickelt hat. Von Ludwigsburg ist bekannt, dass ziemlich bald durch Siegfried Zittingers Videofirma ein Pool für private Filmemacher entstanden ist, den Siegie geschickt zur Mitglieder Werbung für den Filmclub zu nutzen wusste.

Da ging die Mitgliederzahl bald hoch. Und es kamen sehr ehrgeizige Filmemacher, die hervorragende, hochdekorierte Filme machten. Da wurde der ein oder andere sogar zum Profi, auch zum Künstler.

Aber da war immer eine Bandbreite von verschiedenen Ansprüchen an die eigenen Werke. Nicht jeder wollte, oder konnte bei den landes- und bundesweiten Filmwettbewerben teilnehmen, geschweige denn  Preise gewinnen.
Dieses Hobby blieb für viele privat. So ist es bis heute geblieben. Aber in unserem Bund deutscher freier Autoren, kurz genannt BDFA, ist Austausch möglich.

 Wer lernen wollte und will, kann davon profitieren.
Zu unseren Clubabenden haben wir auch gerne bekannte und beliebte Autoren von auswärts zum fruchtbaren Austausch eingeladen.

Unser Filmclub hat auch hervorragende Seminare zur Fortbildung der Mitglieder durchgeführt, die auch von befreundeten Filmclubs gern besucht wurden.
Es gab während dieser langen Jahre wunderbare und auch ausgezeichnete Reise- und Dokumentarfilme, sogar Spielfilme aus dem Kreis unserer Filmer.

Sogar für die Stadt Ludwigsburg wurden schöne Filme zu verschiedenen Anlässen gefertigt und sind inzwischen alle im hiesigen Stadtarchiv. In den letzten Jahren haben wir auch für Vereine in einem Crossover gefilmt: Verein trifft Verein. Und genial war die Idee in der Corona Zeit, als persönliche Treffen der Mitglieder selten möglich waren, die Clubabende per Skype durchzuführen. Da entstanden wunderbare Kurzfilme, Animationsfilme, die Besprechung der eigenen Filmproduktionen wurde zur Filmschule.

Sogar Filmwettbewerbe wurden von unserem Dachverband inklusive der Jurybesprechungen digital durchgeführt.
Nach 55 Jahren ist  dem Filmclub aber jetzt die Puste ausgegangen. Der Altersdurchschnitt ist Mitte 70. Die Mitgliederzahl ist erheblich geschrumpft und die zeitweise mühselige Vorstandsarbeit eines Vereins ist nicht gerade anziehend.

Dabei ist die heutige Zeit für uns alle eine große Herausforderung. Was an Themen in der Welt vor 55 Jahren noch weit entfernt schien, ist plötzlich auch für uns alle zum Problem geworden. Wir können nicht mehr wegschauen. Es betrifft, begegnet uns täglich, ob wir wollen oder nicht und sei es auch nur in der Frage, wie hoch wir die Heizung drehen könnten.

Volker Drittel hat aus Altersgründen sein Amt als mein Stellvertreter bei der letzten Jahreshauptversammlung an Reza Shakory abgegeben. Auch ich stehe nächstes Jahr wegen meiner angeschlagenen Gesundheit nicht mehr für den Vorstand zur Verfügung.

Trotzdem will ein harter Kern von Mitgliedern dem Club eine Zukunft geben will gerade auch in diesen schwierigen Zeiten einen Raum erhalten, in dem persönliche Begegnung, Austausch und Kreativität möglich ist. Diese wunderbare Möglichkeit der Zusammenkunft von gewachsenen Freundschaften und Mitstreitern auf der Basis eines gemeinsamen, sehr anspruchsvollen und kreativen Hobbys in unseren Räumlichkeiten dieses alten Backsteinbaus gegenüber der Film Akademie sollte doch bestehen bleiben.

Entschließe sich bitte, wer auch immer kann dazu, einen gut funktionierenden Vorstand zu bilden.
Der Unterstützung aller Mitglieder können diese Personen gewiss sein. Wir hoffen sehr mit Ihnen, dass es gelingt.

Vielen Dank fürs Zuhören

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