Home / Allgemein / Alles in einen Topf – Venezianische Messe in Ludwigsburg

Alles in einen Topf – Venezianische Messe in Ludwigsburg

Carl Eugen, Herzog von Württemberg, war 1762 und 1767 mehrere Monate in Italien auf Reisen und fand so großen Gefallen am Karneval in Venedig, dass er das venezianische Maskenfest in die Residenzstadt Ludwigsburg importierte. 1768 veranstaltete er auf dem Ludwigsburger Marktplatz die erste Venezianische Messe. Bis zu seinem Tod 1793 wurde die Venezianische Messe alljährlich abgehalten.

1993 wurde die Veranstaltung wieder ins Leben gerufen und findet seitdem alle 2 Jahre statt. Rund 1000 Gaukler, Artisten, Musiker, Masken bieten dabei ein vielfältiges Programm.

Aufgrund von Corona dauerte es nun vier Jahre bis im September 2022 die Venezianische Messe wieder stattfinden konnte. Mehrere Mitglieder des Ludwigsburger Filmclubs zogen an dem Wochenende los, teilweise alleine oder in kleinen Trupps, um das Event zu filmen. Es gab keine Verabredung wer was filmen soll. Die Veranstaltung bot eine Fülle von Programmpunkten, denen jeder nach seiner Neigung und seiner verfügbaren Zeit mit der Kamera folgte.

Die Idee dahinter: jeder filmt was er sieht und was ihm gefällt. Anschließend kommen die Aufnahmen alle in einen Topf und jeder kann sich daraus für ein eigenes Video „bedienen“.

Bei dem Topf handelt es sich um eine Cloud; nach einer Einführung zur Handhabung bei einem Präsenztreffen im Club, mit einer kleinen Doku und und ggf. mit einer online Unterstützung per TeamViewer konnten die Filmer damit umgehen und einige Tage nach dem Event wurden die Clips in die Cloud hochgeladen. Nur „Fehlschüsse“ hatten die Autoren vorab aussortiert. Jeder hatte damit das gleiche Material zur Verfügung.

Es entstanden drei eigenständige Filme: eine historische Übersicht über die Venezianische Messe von den Ursprüngen bis in die Gegenwart, eine Dokumentation über den diesjährigen Ablauf des Events, ein Blick hinter die Masken.

Als Zuschauer erkennt man zwar, dass manche Szenen in mehreren Werken verwendet werden, aber sie sind jeweils in einem ganz anderen Zusammenhang zu sehen, jeder Autor hat seinen Erfahrungsschatz, seine Assoziationen, seine „Weltbilder“, aus denen er unter den Clips auswählte, sie zusammensetzte, mit Kommentaren, Sound  und Musik ergänzte, interpretierte, seine ganz  persönliche Geschichte zusammensetzte.

Alle Teilnehmer waren sich einig: so etwas müssen wir öfters machen.

Der französische Regisseur Robert Bresson hat einmal gesagt: „Die Bilder haben wie die Wörter ihre Macht nur durch ihre Verknüpfung.“ Bei diesem Vergleich von Film und Sprache wird die Einstellung mit einem Wort und die Szene mit einem Satz gleichgesetzt. Jeder verfügt über ungefähr den gleichen Wortschatz, aber jeder formuliert auf seine eigene Weise, mal beredt, mal weit ausholend, mal wort-sparsam, mal mit einem Redeschwall. Alle Varianten sind denkbar, individuell und immer interessant. Das gleiche gilt für Filme, jeder erzählt seine Geschichte, mal lang, mal farbig, mal dokumentarisch, mal philosophisch…
Waltraut Kruse

Hier geht’s den Filmen (Klicken)

Top