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Ein altes Projekt wird neu aufgelegt – das Projekt der „Blauen Schuhe“

Die Idee
Die Ludwigsburgs Geschichte ist reich an Anekdoten, tragische, peinliche ­ teilweise auch pikante, vor allem dann, wenn es Geschichten um den jeweiligen Regenten sind, von den Adligen und Aufsteigern, sowie vom einfachen Volk.

Mitte des 18. Jahrhunderts residierte im Ludwigsburger Schloss der Herzog Carl Eugen; er führte ein ausschweifendes Liebesleben, wie auch sein Vorbild Ludwig der XIV. Angeblich zeugte der Herzog mehrere Hundert Kinder. Der absolutistische Herrscher schenkte allen Damen, denen er seine Gunst erweisen oder aufdrängen konnte, ein Paar blaue Schuhe. Die Geschichte der blauen Schuhe wird von Schlossführern gern erzählt.

Das Projekt nimmt Gestalt an
Wie kann ich diese Geschichte spannend erzählen? Mehrere Ideen wurden entwickelt, mit Club Freunden diskutiert und modifiziert. Zuerst wollte ich die Anekdote in die heutige Zeit übertragen. Das stieß allerdings auf große, schwer lösbare, praktische Probleme.

Langsam kristallisierte sich meine Geschichte heraus. Das Drehbuch nahm Gestalt an. Ich fand Darsteller, Kameraleute und Helfer. Ein Drehort in Schlossnähe war auch gefunden: Der Park zwischen Schloss und Bärenwiese.

Der erste Versuch wird ein Flop
Reza Shakory und Horst Geyer waren an den Kameras, Volker Drittel war für den Ton zuständig. Meine Darsteller rekrutierte ich aus meiner Clownsgruppe.

Die Geschichte wurde gedreht ­ sie wurde ein Flop!

Es gab viele Probleme: Am Drehort war es zu laut von den parallel verlaufenden Straßen, es gab Probleme bei den Kameras und Speicherkarten, es gab Schwächen bei den Darstellern, wir hatten wohl geprobt, aber für einen Spielfilm sollte man höhere Ansprüche haben, wenn man von einem bestimmten Geschehen berichten will.

Ich ging davon aus, dass damit mein Filmprojekt gestorben ist.

Nächster Versuch: Bessere Vorbereitung und neues Team
Ein Gespräch mit Klaus Menzer ermutigte mich, dieses Projekt noch einmal anzugehen. Mehrere Clubfreunde waren bereit mitzumachen. Mit Waltraut Kruses Hilfe und einer Doodle-Liste konnten wir den neuen Drehtermin festlegen: 1. Juli 2023. Geplant war: Vorbereitungen vor Ort ab 8 Uhr und Dreh von 9 Uhr bis 11 Uhr.

Frank Melchert und Horst Geyer wollten filmen, Ralf Swirsky sollte für den Ton zuständig sein, Waltraut Kruse erklärte sich bereit, die Regie zu übernehmen. Als Horst aus familiären Gründen ausfiel, befanden Frank und Ralf, dass sie beide die Aufnahmen auch allein hinkriegen werden.

Darstellersuche, Kostüme und vieles mehr
Waltraut und ich überarbeiteten das Drehbuch, diskutierten seine Schwächen, auch mit den Darstellern. Als Hauptdarstellerin konnte ich Kerstin Panitz aus der Clownsgruppe gewinnen; sie hat einen professionell-schauspielerischen Hintergrund. Ebenso konnte Swanhild Backhaus wieder dabei sein. Unsere Clubkameradin Ute Pohl konnten wir ebenfalls für eine Rolle begeistern.

Ich übernahm den Rest. Das heißt:

Neuen Drehort suchen. Da half mir Klaus‘ Tipp: Der Favoritepark liegt relativ zentral, und dennoch weit ab vom Straßenlärm, ein schönes Schloss, eine große Wiese dahinter.

Dann brauchte ich Genehmigungen von der Schloss- und von der Forstverwaltung: das Schloss durfte weder betreten, noch „berührt“ werden. Das heißt auch, wir hatten keine Toilette. Hermann Emmerling fand eine gute Lösung:­ eine Campingtoilette.

Für die Darsteller des fahrenden Volks mussten noch Kostüme ergänzt und beschafft werden. Da half mir der Historische Verein Eglosheim. Ich lieh mir von Brigitte Rayer-Pohland einen Zylinder, ein altes Kleid, Schürze, Kopftuch und einen alten Koffer.

Waltraut hatte die Idee, noch barockgekleidete Darsteller aus einem Verein zu gewinnen. Der Kontakt war schnell hergestellt. Die Kostümgruppe Carino um Karin Oesterle war erfreut und es meldeten sich auch schnell einige Mitmacher aus ihrem Verein.

Letzte Sorgen
In den Tagen vor dem Termin wurde der Blick auf die Wettervorhersage obligatorisch. Wie wird’s?

Werden alle Mitmacher Parkplätze in der Nähe finden? Vor allem jene, die viel zu schleppen hatten, Kameras, Requisiten, Campingtoilette.
Können alle pünktlich lt. Zeitplan vor Ort sein?
Werden wir den Filmdreh in der geplanten Zeit 9:00h – 11:00h schaffen?

Helfer wurden gebraucht. Frank überzeugte seine Angela. Ich fand Unterstützung bei meinen Hermann und unserer gemeinsame Volleyballfreundin Angela Stoll, genannt Anschela.

Es geht los
Samstag, 1. Juli: Der Wettergott hatte ein Einsehen; es war schönes Sommerwetter, blauer Himmel mit Bilderbuchwölkchen.

Waltraut war als erste da, wohl schon vor 8:00 Uhr. Die Requisiten wurden von den Darstellern und Helfern hergetragen. Waltraut legte die Platzierung von Spielergruppen und Requisiten fest.

Um unseren Drehplatz hinter dem Schloss vor Spaziergängern und Joggern zu schützen, stellte ich an dem Weg und auf der Wiese Schilder auf: „FILMDREH – Bitte nicht stören“. Wir hatten die Drehzeit auf den frühen Vormittag bis Spätvormittag gelegt, wenn erfahrungsgemäß noch wenige Spaziergänger und Jogger unterwegs sind.

Kurz wurden noch einige Szenen geübt, besonders die der Zauberin Ute. Die Szenen mit den Dialogen hatten wir am Vortag schon ausgiebig geprobt und verbessert.

Swanhild hatte zunächst Probleme, leise auf der Flöte zu spielen. Aber sie konnte das Problem im Laufe der Dreharbeiten gut lösen. Waltraut als Regisseurin hatte mit Angela Stoll eine gute Assistentin zur Seite. Bald kamen auch Frank, Angela und Ralf mit ihrem technischen Equipment. Noch während sie alles auspackten und einstellten, trudelten die restlichen Kostüm Darsteller in prächtiger, barocker Kleidung ein.

Der Dreh
Die Dreharbeiten liefen gut, allerdings hatten wir uns mächtig in der Zeit verschätzt. Manche Szenen mussten wiederholt werden, sei es, weil Jogger in neonfarbenen T-Shirts im Hintergrund ihre Runde drehten, sei es, dass in der Ferne die Polizeisirene zu hören und damit auf dem Clip war, sei es, dass ein Mitmacher versehentlich ins Bild stand, sei es, dass manche – bisher noch ungeprobte ­ Szenen nicht rund liefen. Das alles kostete natürlich Zeit. Im Laufe des Vormittags frischte auch der Wind auf – mal sehen, inwieweit die Windgeräusche auf den Clips stören werden.

Um 13 Uhr waren wir mit den Dreharbeiten fertig. Etwas erschöpft, weil die Pause zwischendurch fehlte und weil die Sonne teilweise mächtig brannte, packten wir alle unsere Siebensachen wieder zusammen und schleppten sie gemeinsam zum Ausgang.

Fazit
Corona ist vorbei, auch für den Filmclub. Wir können wieder gemeinsame Filme drehen.

Die Zusammenarbeit funktionierte gut; die Stimmung am Set war bestens, hochkonzentriert, motivierend und kommunikativ.

Eine gute Vorbereitung ist – fast – alles. Mehr Proben für die wichtigsten Darsteller, auch gemeinsam mit dem Regisseur, noch mehr Kommunikation bei den Vorbereitungen, eine gemeinsame Ortsbegehung wären gut für spätere Dreharbeiten. Aber wir sind ja lernfähig!

Jetzt warten alle auf den fertigen Film. Frank und Waltraut werden ihn schneiden.

Heidi Ritter/Waltraut Kruse

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