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Filmprojekt „Die Blauen Schuhe“ (Teil 2)

Die Ludwigsburgs Schlossgeschichte ist reich an Anekdoten, vor allem jene um Herzog Carl Eugen.

Eine der Anekdoten wurde von Heidi Ritter vom Ludwigsburger Filmclub für ein Filmprojekt aufgegriffen. Im letzten Newsletter berichtete sie über ihre organisatorischen Aufgaben dabei (wk). Für die jetzige Ausgabe des Newsletters kommen weitere Mitmacher zu Wort.

Die filmtechnische Perspektive
Ich (Anm.d.Red.: Frank Melchert) hatte mit Ralf Swirsky die Aufgabe der Kamera- und Tontechnik übernommen und war anschließend für den Schnitt verantwortlich. Wir rückten mit drei Kameras an. Meine beiden Sonys (FX6 und Alpha7 IV) und die Panasonic GH6 von Ralf sollten zum Einsatz kommen. Für die Tontechnik hatten wir uns für zwei Lavaliermikrofone entschieden. Meine FX6 sollte als Leitkamera dienen und als Hauptträger für den Ton.

Hier der erste Stolperstein: trotz gemeinsam festgelegtem Weißabgleich und Entfernung aller Farbprofilen ist die Farbgebung zwischen Sony und Panasonic Kameras sehr unterschiedlich. Das führte in der Nachbearbeitung zu ungeplanter, langwieriger Mehrarbeit.

Der nächste Stolperstein: die beiden verwendeten Mikrofone, von unterschiedlichen Herstellern, führten ebenfalls zu deutlich unterschiedlichen Ergebnissen. Auch hier musste ungewollte Zusatzarbeit investiert werden. Eine weitere Erkenntnis zum Ton ist, dass auch hier die verwendeten Lavaliermikrofone nur bedingt die erste Wahl sein sollten. Viel besser ist es, den Ton zu angeln und Richtmikrofone mit einem Profi „dead cat“ (Windschutz) zu verwenden. Dieses Equipment habe ich mir nach dieser Erkenntnis zugelegt und das nächste Mal wird es besser. Allerdings braucht man für die Tonangel weitere Mitmacher.

Der Ablauf beim Dreh war sehr gut organisiert. Im Drehbuch war jede Szene beschrieben und durchnummeriert. Vor jeder Aufnahme kam eine entsprechend beschriftete

 Klappe zum Einsatz. Am Schneidetisch fertigte ich als erstes eine Referenzliste zwischen Drehbuchnummerierung (Klappennummern) und durch die Kamera vergebene Szenennummern an.

Bei Sichtung des Materials kamen die nächsten Stolpersteine ans Licht. Es fehlten ein paar Szenen aus dem Drehbuch. Die wurden wohl bei den Aufnahmen vergessen. Weiterhin ist es sehr wichtig, dass die Regieassistenz auf Kleinigkeiten achtet. Wir hatten Brillenträger bei den Schauspielern, die aber nicht mit Brille aufgenommen werden wollten. Allerdings haben sie dann im Verlauf vergessen, die Brille immer abzusetzen. So gibt es Spielszenen mal mit und mal ohne Brille. Beim Schnitt mussten wir uns für eine Durchgängigkeit entscheiden.

Bei einigen Szenen wurde im Text abweichend zum Drehbuch improvisiert. Diese improvisierten Sprachpassagen passten dann nicht zur Folgeszene. Wenn der Text nicht flüssig, natürlich, sondern mit Fehlern gesprochen wird, sind diese Aufnahmen nicht verwendbar. Die fehlenden Textpassagen mussten mit Off-Kommentaren ergänzt werden. All das führte beim Schnitt zu einer echten Herausforderung; so manche Abweichung vom Drehbuch musste in Kauf genommen werden.

Leider waren auch die Schilder „Achtung Dreharbeiten“ nicht ganz erfolgreich. Ich musste mit After Effects einige Jogger und Spaziergänger aus den Bildern zaubern. Ein Perspektivwechsel der Kamera war hier nicht immer möglich, sonst wären wir in Achsensprünge reingelaufen.

Mein Fazit für unser nächstes Projekt:

  • Tonaufnahmen nur mit Angel und Dead Cat
  • Weißabgleich zwischen den Kameras muss besser passen
  • Bessere Einhaltung des Drehbuches
  • Die Texte müssen besser von den Schauspielern geübt werden
  • Regie muss auf Einhaltung des Drehbuches achten
  • Regieassistenz muss auf Durchgängigkeit und Nebensächlichkeiten achten
  • Hintergründe frei von Neugierigen und Fremdpersonen halten

Zum Schluss noch eine persönliche Anmerkung: Es hat mir sehr großen Spaß gemacht; ich fand es großartig, Teil des Drehteams zu sein. Und ich bin auf unser nächstes Projekt gespannt. Aus Unzulänglichkeiten können wir nur lernen. 

Frank Melchert (LFC)


Die Zauberin
Unterhaltung an einen Club-Abend:

„Fragen wir doch mal die Ute: Wir machen da so’n Film und brauchen noch einen Zauberer, hast’e Lust?“
„Wie, Was, Wo?“
„Ja, über die blauen Schuhe, du weißt doch, Herzog Carl Eugen. Wir müssen die Küchenhilfe trösten, weil sie bei ihm weggelaufen ist.“
„Ich hab noch nie gezaubert, bewundere aber diese Leute.“
„Also abgemacht, Samstag im Favorite Park!“

Ich suche das ganz bunte Hemd, ich muss es finden, ach ja, schon im Kleidersammlungssack, genau richtig für fahrendes Volk.
Im strahlenden Sonnenschein komme ich im Park an. Da ganz hinten Getümmel, das müssen sie sein. Einige Reifröcke schreiten, Heidi im Wahrsager-Outfit (passt perfekt, wie original), drückt mir drei Bällchen in die Hand. Das heißt für mich „Üben!“. Frank ist nicht mehr ansprechbar, versinkt hinter seiner Kamera, sucht und findet Einstellungen.

Ralf hat eine Sonderaufgabe: von hinten Reifröcke lupfen, damit man die blauen Schuhe sieht, aber er darf mit der Kamera dabei nicht erwischt werden. Waltraut blüht auf in ihren Regieanweisungen. Die Reifröcke schreiten und schreiten, und dazu spielt immer wieder die Blockflötenclownin, süß.

Eine schöne Gemeinschaftserfahrung, jeder für sich und doch alle zusammen, absolut wiederholenswert.

Ute Pohl (LFC)


Die Regie
„Du warst doch mal bei einem Amateurtheater; du müsstest doch Regie können!“. Heidi machte mich sprachlos, ich hatte nie Regie geführt. Ich lehnte zunächst ab und kam dann ins Überlegen. Wäre doch mal etwas anderes. Mein Ehrgeiz wurde geweckt – aber mit Bauchgrimmen: ohne viele Proben das durchziehen, eine äußerst knapp anberaumte Zeit für die Dreharbeiten, kein Drehbuch, … Ach so! Ja, das Drehbuch ist ja der Job der Regie; also ans Werk.

Der rote Faden der Geschichte wird eine Woche vor dem Dreh mit den Spielerinnen besprochen, ebenso Kostüme, Haltungen, Rollenverständnis … Ich erstelle zunächst mit Photoshop die Zeichnungen der Protagonisten, der Zirkusleute und der Statisten. Damit können die Szenenabfolgen relativ schnell zusammengestellt werden. Nochmals Rücksprache mit Organisation und Kameraleuten, einige Korrekturen und dann wird das „schnell-schnell-Drehbuch“ an die Mitwirkenden verteilt.

Der Drehtag ist da! Alle Mitmacher sind um ca. 10 Uhr am Set. Wir achten darauf, die Szenen mit der Barockgruppe vorab fertigzustellen. Die Zeit rast, es wird immer heißer und leider auch immer windiger. Manche Szenen gehen recht flott über die Bühne, bzw. über die Wiese, manche gestalten sich mühsam; sei es, dass die Haltung einer Spielerin nicht passt, sei es, dass im Hintergrund eine Polizeisirene zu hören ist oder dass ein Helfer versehentlich im Bild ist, oder dass das kleine Zirkuszelt vom Winde verweht wird und den Inhalt offenlegt.

Alle Mitmacher sind engagiert! Die Kostümgruppe Carminia nimmt die Anweisungen der Regie sehr geduldig auf – danke! Auch die Helfer sind hochmotiviert, engagiert und auch noch gegen Ende der Dreharbeiten gut gelaunt.

Aufgrund der knappen Zeit müssen einige Szenen improvisiert, geändert, teilweise gestrichen werden – entgegen dem Drehbuch.

Und die Regie: war am Ende genauso erschöpft wie die anderen Mitmacher, aber ebenfalls recht angetan von der neuen Erfahrung.

Waltraut Kruse (LFC)


Die Küchenhilfe Frieda
Es gab schon länger die Idee. Wir hatten eine Vorbereitungsphase, ein Treffen mit der Regisseurin. Zuerst ein Skript. Dann ein Storyboard. Kleideranprobe, Schürze, was haben wir zuhause, was könnte dazu passen?

Am Drehtag ging’s los; zu zweit im Auto, teilweise schon im Kostüm und geschminkt. Wir freuen uns, dass das Wetter mitspielt.  Ein paar sind schon da. Regisseurin, Assistentinnen und nette helfende Hände. Wir gehen das Skript nochmal durch. Menschen in barocken Gewändern schreiten anmutig vorbei. Warten. Noch habe ich Zeit. Ich bringe jemandem Jonglieren bei. Das Filmteam kommt. Filmen beginnt. Ja nicht ins Bild laufen. Passanten gucken neugierig. Manchmal verstecken wir uns alle hinter den Kameraleuten oder müssen aus dem Bild rennen. Endlich ist meine Rolle dran. Über die Wiese rennen. Hilfe meine blauen Schuhe. Die ­Stöckelschuhe versinken in der Wiese. Sie bleiben zum Glück an den Füßen! Wie weit rennen und wo stoppen? Nochmal rennen. Und nochmal. Wieder warten. Warten. Auf der Bank sitzen und warten. Es ist schön zu sehen, dass die Stimmung im Team gut ist und sich alle gegenseitig helfen. Vom Morgen bis hinein in den Nachmittag.

Jetzt kommt die Szene. Die aufgelöste Küchenmagd. Emotionen rauskitzeln, in der Rolle bleiben, Text sprechen. Nur ein Take? Ok…sicher? Bin auf das Ergebnis gespannt.

Und irgendwann sind die Dreharbeiten fertig. Alle geschafft und glücklich. Wir bauen gemeinsam ab und bringen die Kostüme und Requisiten zurück. Vor dem Parkausgang werden wir von neugierigen Rehen begutachtet. Ob die wohl die Geschichte von den blauen Schuhen kennen?

Kerstin Panitz


Clownin Obolina
Die Dreharbeiten zum Film „Die blauen Schuhe” fühlten sich für mich an wie ein wunderbarer Traum, märchenhaft und aus der Zeit gefallen. Die Kulisse des Schlosses Favorite, die barock gekleideten Hofleute, das Filmteam und die Helfer, all diese Menschen – ob ich sie kannte oder sie mir fremd waren – hatten das eine Ziel, ihr Bestes für eine gelungene Produktion zu geben. Und ich durfte als flötende Clownin mitmischen!

Das empfand ich als Glück und Bereicherung meiner seitherigen Bühnenerfahrungen als Musikerin und Clownin. 

Swanhild Backhus

 

 


Kostümgruppe I.G. Bellissima
Da wir als Leiter der Kostümgruppe  Bellissima bei den Aufnahmen am 1. Juli auf Urlaubsreise waren, wurden wir vom Filmclub zu weiteren Aufnahmen an einem zusätzlichen Termin ins Favoritenschlössle eingeladen. Das Filmteam hat sich viel Zeit genommen, um uns in diesen wunderschönen Räumen ins richtige Licht zu rücken. Wir fühlten uns wohl und genossen das Ambiente, das so wunderbar mit unseren Kostümen harmonierte. Sehr gespannt sind wir, wie die Aufnahmen im Park und im Schloss zusammengefügt sind und eine gesamte Geschichte abgeben.

Karin und Werner Oesterle
Vorstand

 

 

Einige unserer Mitglieder trafen sich am 1. Juli im Favoritenpark. Als Ansprechpartner freute ich mich, dass wir zu den Aufnahmen so gutes Wetter hatten. Das Team des Filmclubs Ludwigsburg gab sich viel Mühe, um uns ihre vorgesehene Idee zu vermitteln und gekonnt zu filmen: „Herzog Karl Eugen und die blauen Schuhe“ die er seinen auserwählten Geliebten zum Dank zukommen ließ. Es war für uns als Kostümgruppe interessant, wie das Filmteam an dieses Thema heranging, um uns toll ins Bild zu setzen. Für uns alle war es ein ganz besonderer Tag und wir sind gespannt, wie der Film am Ende geworden ist.

Alexander Hommel

 


Texte + Bilder: W. Kruse (LFC)

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